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Presse 36

Präsident Rehboldt: „Keine Angst, wir flippen nach dieser Saison nicht aus“

Nach dem um Haaresbreite verfehlten großen Coup, dem Durchmarsch in die 2. Fußball-Bundesliga, ist beim 1. FC Magdeburg wieder der Alltag eingezogen. Auch wenn Präsident Volker Rehboldt mit seinen Mannen bereits intensiv an der neuen Saison bastelt, warf er im Interview mit Volkssstimme-Redakteur Rudi Bartlitz einen Blick zurück – jedoch nicht im Zorn.
Volksstimme: Hand aufs Herz, wie tief sitzt der Stachel des verfehlten Aufstiegs noch?
Volker Rehboldt: Er sitzt nach wie vor tief. Wir waren so nah dran! Das schüttelt man nicht einfach in 48 Stunden ab. Aber wir sind Sportler, wir haben es nicht geschafft, also heißt es: Auf ein Neues!
Volksstimme: Ist die Trauer auch deshalb so tief, weil vielleicht eine einmalige Chance vergeben worden ist? Denn noch nie war es wohl so leicht, in den bezahlten Fußball zu gelangen.
Rehboldt: Nein, nein. Das mit der einmaligen Chance sehe ich nicht so. Es ist zwar richtig, dass wahrscheinlich kaum ein Aufsteiger wieder mit so wenigen Punkten hochkommen wird – und wir mit unserem ursprünglichen Saisonziel von 46 Punkten nicht einmal den Abstieg hätten abwenden können. Das ist schon ein bisschen irrwitzig. Dennoch: Wir haben jetzt das Bewusstsein, dass wir den Aufstieg schaffen können. Das ist ganz wichtig. Alle wissen, dass sie eine sehr gute Saison gespielt haben. Das gibt Selbstvertrauen. Ich sage noch einmal im Namen des Präsidiums: Mannschaft und Trainer haben Riesiges geleistet.
Volksstimme: Worin sieht denn der Präsident die Ursachen dafür?
Rehboldt: Wir haben eine gewachsene Mannschaft, die über Jahre geformt wurde. Das ist ein großer Trumpf. In ihr gibt es zwar keine überragenden Einzelspieler, aber sie ist ein überragendes Team.
Volksstimme: Und daran halten Sie fest?
Rehboldt: Unbedingt. Das Team wird nur ergänzt, nicht umgekrempelt. Es wird nur gezielte Verstärkungen geben. Wir können so mit einer gefestigten Mannschaft in die neue Saison starten und hoffen, dass dies ein Vorteil gegenüber anderen Teams ist.
Volksstimme: Dem muss man aber entgegenhalten, dass Sie mit Kotuljac ihren einzigen echten Stürmer verloren haben. Da werden Ergänzungen kaum reichen.
Rehboldt: Wir werden deshalb, wie schon mehrfach gesagt, noch zwei Stürmer holen. Mit von der Weth und Kullmann haben wir zudem junge Leute in der Hinterhand, von denen wir noch viel erwarten – wobei von Kullmann mehr kommen muss.
Volksstimme: Nun ist Ihnen mit dem Ex-Magdeburger Dobry, der von Kiel nach Dresden ging, gerade erst ein Wunschkandidat durch die Lappen gegangen.
Rehboldt: Wir haben noch mehr auf dem Zettel. Und die sind keinen Deut schlechter als Dobry. Bis zum Trainingsauftakt ist das geklärt. Namen nenne ich in diesem Stadium jedoch nicht.
Volksstimme: Im Aufgebot gegen St. Pauli standen, einschließlich der Bank, neun Spieler aus der Region. Werden Sie diese bemerkenswerte Entwicklung fortsetzen können?
Rehboldt: In der Regionalliga, zumal wenn sie dann ab nächstes Jahr als 3. Profiliga agiert, geht das nicht mehr. Wir müssen unseren Radius künftig schon ein wenig größer anlegen. Es bleibt aber dabei, und das ist eine klare Entscheidung im Klub, dass wir nur Akteure holen, die eine mittel- oder längerfristige Perspektive haben. Das heißt, die auch das Format für die 3. Profi liga oder für die 2. Liga besitzen.
Volksstimme: Wohin soll es die Blau-Weißen in der nächsten Saison denn treiben?
Rehboldt: Es gibt zwei klare Pflichtaufgaben: Die Qualifi kation für die neue eingleisige dritte Liga und den Gewinn des Landespokals. Aber diesmal bitte durch die erste Mannschaft ...
Volksstimme: Das bisherige Team trägt ganz klar die Handschrift von Trainer Dirk Heyne ...
Rehboldt: ... und das wird auch
so bleiben. Der Trainer hat nicht nur bei Neuverpfl ichtungen ein gutes Händchen. Wer kannte schon vor zwei Jahren einen Kotuljac ... Heyne ist, da gibt es keinen Zweifel, der Vater des FCMErfolges. Er ist ein absoluter Glücksgriff für den Verein. Er hat die Mannschaft geschmiedet, das ist ihm exzellent gelungen. Es hat nie eine Situation gegeben, wo ein Spieler oder eine Gruppe ausgeschert wäre.
Volksstimme: Nun wäre ein guter Trainer ohne ein funktionierendes Umfeld sicher nur die Hälfte wert.
Rehboldt: Ich will das nicht in Zahlen fassen. Auf jeden Fall hat sich die Gremienveränderung bei uns bewährt. Wir haben nicht nur Veränderungen im Präsidium vorgenommen, wir verfügen jetzt auch über einen starken, sach- und wirtschaftsorientierten Aufsichtsrat. Alle haben im zurückliegenden Spieljahr versucht, dem sportlichen Bereich den Rücken so freizuhalten, dass man sich dort ausschließlich um den Fußball kümmern konnte. Wir haben uns als Mannschaft hinter der Mannschaft verstanden. Ich sage immer: Wenn der Präsident zu sehr im Blickpunkt steht, ist das meist ein Zeichen dafür, dass im Verein irgendetwas nicht stimmt.
Volksstimme: Und im FCM stimmt derzeit alles?
Rehboldt (lacht): Das sicher nicht. Aber wir sind auf einem guten Weg. Das gilt vor allem auch für den wirtschaftlichen Bereich. Wir haben derzeit 150 Wirtschaftspartner. So viele wie noch nie zuvor. Wichtig ist, dass es sich dabei um einen breit gefächerten Pool handelt, in dem viele Unternehmen aus dem Mittelstand vertreten sind.
Volksstimme: Apropos Mittelstand. Sie machen hier aus der Not eine Tugend.
Rehboldt: So würde ich das zwar nicht nennen, aber es ist Tatsache, dass wir nicht an zwei oder drei Großunternehmen gebunden sind. Die sind in unserer Region auch weit und breit nicht zu sehen. Von Vorteil ist, dass bei uns so das Risiko relativ breit gestreut ist.
Volksstimme: Noch vor ein paar Jahren war der FCM fi nanziell gesehen ein gebranntes Kind. Da muss man gar nicht einmal an die Insolvenz von 2002 erinnern. Wie stellt sich heute die Situation dar?
Rehboldt: Wir haben unseren Konsolidierungsprozess weiter konsequent fortgesetzt. Obwohl noch keine abschließenden Zahlen vorliegen, kann ich heute schon sagen, dass wir mit einem Plus aus der Saison rauskommen. Und das wird mehr sein als die berühmte schwarze Null.
Volksstimme: Der FCM also nicht nur sportlich im Aufwind?
Rehboldt: Wenn Sie so wollen, ja. Wir haben uns das Ziel gesetzt, allen unseren Verpfl ichtungen laufend nachzukommen. Wir haben derzeit keine Gehaltsrückstände bei den Spielern mehr, keine Rückstände bei Banken, Sozialversicherung und Steuerbehörde. Lassen Sie mich noch ein anderes Beispiel nennen: Wir haben die Lizenz für die 3. Liga im ersten Anlauf und ohne jegliche Bedingungen erhalten.
Volksstimme: Nun denkt sicher mancher, mit den erstaunlichen Zuschauerzahlen im Rücken wird der FCM kaum noch zu stoppen sein.
Rehboldt: Es stimmt, wir haben höhere Einnahmen. Im gleichen Atemzug sind aber auch die Ausgaben beträchtlich gestiegen. In die neue Saison werden wir mit einem Etat von 3,4 Millionen Euro gehen. Eine schwarze Zahl ist erneut eingeplant. Das wäre dann aus wirtschaftlicher Sicht schon das dritte positive Jahr hintereinander.
Volksstimme: Keine Lust, jetzt nach den Sternen zu greifen?
Rehboldt: Keine Angst, wir flippen nach dieser Saison nicht aus. Wir werden im Gegenteil an unserer Politik des enggeschnallten Gürtels festhalten. Wir bleiben dabei, keine exorbitanten Spieler zu verpfl ichten. Gekaufte Stars, das wird es bei uns auch in Zukunft nicht geben.

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